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Art Karlsruhe: Konzentration auf die Kunst

Alle Jahre wieder in Deutschlands Südwesten. 208 Aussteller aus 16 Ländern haben ihre Ware in den vier lichtdurchfluteten Hallen ausgebreitet, zudem lockt ein ausführliches Rahmenprogramm. Auf allzu markige Sprüche und Vergleiche hat die Messespitze diesmal allerdings verzichtet. Auf die Frage, was die Kunstmesse im Speziellen auszeichnen würde, antwortet die Geschäftsführerin der Messe Britta Wirz, es wäre der Fokus auf das Private. Und wenn sie es meint, scheint die Messe mit ihrem Selbstverständnis dort angekommen, wo sie immer schon war. Eine Veranstaltung für Menschen, die sich gerne mit Kunst umgeben, ob dies nun unter Sammeln oder Verschönerung des Eigenheims läuft, sei dahingestellt, da können nicht einmal im Areal eingestreute opulente Skulpturenplätze darüber hinwegtäuschen.

Auch sonst verzichtet man weitestgehend auf Spektakel, das ohnedies nie so zu den durchaus interessierten Besuchern gepasst hatte. In den einzelnen Kojen gibt es überwiegend eine erfreuliche Tendenz weg vom Prinzip Kraut & Rüben. Die One-Artist Shows werden oftmals sorgsam mit dem restlichen Angebot zu einem gelungenen Ganzen gefügt. Bei Albert Baumgarten (Freiburg) beispielsweise sind es die in ihrer satten Brillanz faszinierenden Nassplatten-Kollodium-Fotografien von Steffen Diemer, die sich zu realistischer Malerei von Peter Dreher, Jan-Peter Tripp oder den heiteren Akten vor den Klassikern der Kunstgeschichte von Johannes Hüppi gesellen. Auch wenn es in diesem Jahr eine Übergabe an Johannes Haller gegeben hat, überzeugt die Galerie Artmark (Wien) durch ihre klare Linie quer durch das bewährte Galerieprogramm. Der Messeeinsteiger Johann König (Berlin, London) bietet einen eher dichten Einblick in sein hochkarätiges Programm, in dem neben Annette Kelm, Alicia Kwade und Michael Sailsdorfer, die schier unvermeidbaren Gurkerln von Erwin Wurm nicht fehlen dürfen. Und er ist der einzige, der die diesjährige Hans Platschek-Preisträgerin Monica Bonvicini, ausgewählt von Bettina Steinbrügge, hier vertritt.

Zimmermann und Kratochwill (Graz), setzen mit Xenia Hausner, Hermann Nitsch und Franz Grabmayr auf drei völlig unterschiedliche starke österreichische Positionen, die dann miteinander durch eine großzügige Hängung doch erstaunlich gut funktionieren. Auch Michael Sturm (Stuttgart) überzeugt dieses Jahr mit seiner Wahl eines One-Artist-Auftritts einer zeitgemäßen Malerei-Position von Dave Bopp. Schicht für Schicht in einer Art Wechselspiel mit dem Computer samt Plotter wird der Acrylharzlack bei ihm zu großformatigen Bildern aufgetragen, ein Allover, das so manchen Besucher auf seinem Rundgang innehalten lässt. Als durchwegs stark erweist sich dieses Jahr wieder das Angebot der klassischen Moderne. Über die Jahre hat man hier die richtige Balance gefunden zwischen Erschwinglichem auf Papier und jenen zugkräftigen Werken, die einen näher treten lassen. Die Berliner Salongalerie „die Möwe“ kann diesbezüglich mit einem Frauenbildnis aus dem Jahre 1940 von Lotte Laserstein für einen besonderen, durch ihre Wiederentdeckung hochaktuellen Point de Vue sorgen.

Als besonders gelungen darf man die diesjährige Sonderschau einer Privatsammlung bezeichnen. Fasziniert von geometrischer Klarheit hatte der Berliner Vermögensverwalter Peter C.Rupppert seit den 1970er Jahren eine Sammlung konkreter Kunst aufgebaut, die von Josef Albers über Max Bill, Günter Frühtrunk, Camille Graeser, Richard Paul Lohse oder Bridget Riley zu Victor Vasarely keine Wünsche offen lässt. Es ist dies eine beindruckende Präsentation der Trophäen eines Sammlerlebens, die Peter C.Ruppert, wäre er nicht dieser Tage gestorben, gefreut hätte.

Mehr Texte von Daniela Gregori

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Art Karlsruhe
21 - 24.02.2019

Messe Karlsruhe
76287 Rheinstetten/Karlsruhe, Messeallee 1
http://www.art-karlsruhe.de
Öffnungszeiten: 11-19 Uhr, Freitag 11-20 Uhr


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