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Flachware geht immer

Die Erde ist flach, zumindest unten. Der Ballon von sieben Metern Durchmesser, mit dem Seung-taek Lee 1989 um die Welt gereist ist (Galerie Hyundai, Seoul), bildet optisch das Herzstück der Sektion Meridiens auf der Art Basel Miami Beach. Die Schwester der Art Unlimited in Basel spiegelt in gewisser Weise die inhaltliche Richtung der zeitgenössischen Kunst auf der Messe wider, die schwerpunktmäßig auf gesellschaftliche Themen und die beiden amerikanischen Teilkontinente setzt. Die zunehmende Regionalisierung der Messelandschaft macht sich auch hier bemerkbar, ablesbar am Anteil europäischer Galerien, der in den anderen kuratierten Sektionen Survey, Nova und Positions geringer ist als im Hauptfeld.

Die Krisenkaskade der letzten Jahre und die gemischten Ergebnisse der aktuellen Auktionssaison hatten im Vorfeld der ABMB für Verunsicherung gesorgt, was am malereilastigen Angebot in der teils sehr breiten Auswahl und dichten Hängung deutlich wird. Doch schon am Eröffnungstag machte sich an vielen Stellen Erleichterung breit. Vor allem amerikanische Sammlerinnen und Sammler aus Nord und Süd sowie nicht immer persönlich angereiste Europäer gaben sich kaufgelaunt. Am meisten schienen die Händler:innen etablierter Positionen davon zu profitieren, doch auch bei der jungen Kunst im vier- und niedrigen fünfstelligen Bereich ging einiges.

Als Zeltmesse am Strand von South Beach galt die Untitled lange als angesagt und verkaufsstark. Letzteres stimmt wahrscheinlich immer noch. Arne Zimmermann von Pablo's Birthday aus New York erklärt, dass er bereits 15 Bilder verkauft habe, allerdings nur zu vierstelligen Preisen. Es sei nicht so wie vor zwei Jahren als die Leute einem die Bilder förmlich von der Wand gerissen hätten. Ihm sei es ohnehin lieber, wenn die Sammler bei größeren Investitionen etwas sorgfältiger nachdenken und auswählen.

Qualitativ zeigt sich die Messe sehr disparat. Hier ist sehr viel Buntes zu sehen, aber auch Arbeiten von Künstlern, die auf der Hauptmesse ebenfalls präsent sind, etwa Marion Verboom, deren große Komposit-Skulpturen hier bei The Pill aus Istanbul zu sehen sind, die die französische Künstlerin bereits seit zehn Jahren vertritt, während Wentrup aus Berlin ihr gerade erst die erste Einzelausstellung ausgerichtet hat.

Ein deutschsprachiger Galerist erklärt, dass er hier immer gute Kunden kennenlerne, aber das Umfeld sei schon ein bisschen Kraut und Rüben. Und tatsächlich finden sich auch einige Positionen, die "aussehen wie", es aber eben nicht sind und dafür wiederum zu teuer.

Andrei Jecza aus TimiÈ™oara ist zum ersten Mal dabei und sehr angetan. Kein Wunder, hat er doch mehrere Arbeiten von Tincuta Marin und Konstantin Fondor für vier- und fünfstellige Preise verkaufen können, allerdings weitgehend an ihm aus Europa bekannte Kunden. Geholfen hat ihm bei der nicht ganz preiswerten Teilnahme übrigens der rumänische Staat.

Die älteste Kunstmesse Miamis ist die Art Miami, und sie ist mit ihren rund 170 Galerien zugleich die größte Satellitenmesse, die mit der Context sogar einen eigenen Satelliten vom selben Eigentümer hat. Während sich von der Context mit ihren immerhin 76 Austellern selbst die Galeristen der Art Miami zum Teil mit Grausen abwenden, sind bei der Mutter durchaus renommierte Kolleg:innen dabei, die man etwa von der Armory Show, Frieze, Artissima oder Tefaf kennt. Unter ihnen sind Hollis Taggart (New York), Cynthia Corbett (London) oder Cortesi (Mailand). Mit Gabrielle Ammann ist sogar eine ehemalige Anker-Ausstellerin der Design Miami mit von der Partie. Mit einem halben Teilnehmer aus Deutschland, dreien aus der Schweiz und Hilger aus Österreich ist der Anteil aus deutschsprachigen Ländern überschaubar. Qualitativ ist das Spektrum sehr breit. Der Beliebtheit der Veranstaltung tut das keinen Abbruch. Doch wer diesseits abgesicherter Klassiker eine verlässliche Vorauswahl erwartet, sollte sich an die Art Basel oder die Verbandsmesse NADA im Ice Palace halten.

Die Websites der Messen:

--> www.artbasel.com/miami-beach

--> untitledartfairs.com/

--> www.artmiami.com/

--> www.contextartmiami.com/

--> www.newartdealers.org

Mehr Texte von Stefan Kobel

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