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Art Karlsruhe: Besser und vor allem weniger schlimm

Einen Neustart hatten Olga Blaß und Kristian Jarmuschek für die Art Karlsruhe versprochen und sie haben geliefert. Das neue Führungsduo hat endlich ernst gemacht und an der Qualitätsschraube gedreht. Ein bisschen besser ist die Messe im deutschen Südwesten geworden, aber vor allem weniger schlimm. Die bisherige Praxis der Kriterienlosigkeit hatte den Parcours durch die vier Hallen mit ihren über 200 Ausstellenden in der Vergangenheit zu einer ästhetischen Herausforderung gemacht. Zusammen mit dem piefigen Teppichboden sind in diesem Jahr rund 50 Galerien dem Großreinemachen zum Opfer gefallen.

Fast eine ganze Halle wird nicht mehr bespielt. Das muss eine Messegesellschaft auch erst einmal verdauen. Doch die Diät hat schon im Vorfeld Wirkung gezeigt. Nicht wenige Galerien, die der Messe den Rücken gekehrt (Henze & Ketterer aus Wichtrach oder Koch aus Hannover) oder immer einen großen Bogen um sie gemacht hatten (etwa Cosar und Petra Rinck aus Düsseldorf) haben sich von einer Teilnahme überzeugen lassen und ihre Entscheidung nicht bereut.

Denn auch das Publikum folgt dem Ruf des Neuen und kommt in großen Mengen, auch von weiter her. Eine Galeristin erzählt von einer ihrer Sammlerinnen, die spontan aus Köln gekommen sei. Ein Aussteller hat hier einen neuen Kunden aus Hannover gewonnen. Der Verlust der Stammkunden der 50 nicht mehr zugelassenen Galerien scheint mehr als wettgemacht.

Jarmuscheks Strategie scheint also aufzugehen. Er erklärt: "Als ersten Schritt würde ich gerne in der gesamten Region, also im Ukreis von rund 300 Kilometern, für Sammler:innen, die Galerien und ihre Künstler:innen zum fixen Anlaufpunkt im Frühjahr werden." Da hilft bestimmt auch das Marketing. Nicht nur in Karlsruhe selbst lässt sich die angejahrte CI der Messe kaum übersehen. Bis nach Lindau am Bodensee, an dessen gegenüberliegendem Ufer gerade die Stage Bregenz ihre Premiere feiert, ist die Art Karlsruhe plakatiert.
Den Charakter der Veranstaltung möchte Jarmuschek bei aller Erneuerung jedoch erhalten: "Hier steht das private Sammeln im Vordergrund, wir wollen aber auch junge Kurator:innen bitten, private Sammlungen zu Zeitthemen zu befragen und entsprechende Ausstellungen zusammenzustellen."

Das bisweilen etwas krude Erscheinungsbild sei Teil des Selbstverständnisses der Veranstaltung: "Diese Messe ist von Anbeginn darauf angelegt, dass nicht der Beirat entscheidet, welche Kunst hier präsentiert wird, sondern dass die Besucherinnen und Besucher, also der Markt, entscheiden, welche Positionen hier erfolgreich sind. Auf der anderen Seite möchte ich Galerien hierher einladen können, die ein bestimmtes Qualitätslevel erwarten."

Mit Blick auf den Wettbewerb rheinabwärts ist er zuversichtlich: "Ich glaube, dass gerade vieles auf die Art Karlsruhe zuläuft, weil es zu ihren Stärken gehört, dass die hochkarätig besetzte Klassische und Nachkriegsmoderne, hier auf ein interessiertes und vor allem informiertes Publikum trifft."

Aber Karlsruhe wäre nicht Karlsruhe ohne gewisse Auffälligkeiten. Die Berliner Galerie Tammen zeigt mit Lindinger und Schmid eine Neuentdeckung - zumindest im Bereich der Kunst. Denn das Paar war zuvor bekannt mit ihrem Informationsdienst Kunst und der Kunstzeitung, die beide kürzlich eingestellt wurden, und publizistisch für die Art Karlsruhe tätig. Ihre Kunst ließe sich freundlich als Appropriation Art berühmter Gemälde im Kleinformat beschreiben. In jeder Beziehung ein alter Zopf, also das, was die Art Karlsruhe eigentlich abschneiden möchte.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Karlsruhe
22 - 25.02.2024

Messe Karlsruhe
76287 Rheinstetten/Karlsruhe, Messeallee 1
http://www.art-karlsruhe.de
Öffnungszeiten: 11-19 Uhr, Freitag 11-20 Uhr


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